COMÚN Recherche Stipendium

Knapp besetzte Redaktionen, hoher Zeitdruck und eine spärliche Medienförderung, die sich nur an Reichweite und nicht an Qualität orientiert. Das sind nur ein paar der Gründe dafür, warum sich zeitintensive Tiefenrecherchen in den meisten Medienhäusern viel zu selten ausgehen. Insbesondere Freie Journalist*innen stehen neben dem Zeit- auch unter einem hohen Kostendruck, der keine aufwändige Recherchen zulässt. 

Wir unterstützen daher Journalist*innen dabei genau hinzusehen und sich mit den vielen Themen intensiv zu beschäftigen, die zwar von hoher Relevanz für die Gesellschaft sind, aber im Medienalltag untergehen – und zwar folgendermaßen:

  • Für die Dauer von sechs Monaten werden jeweils 500 Euro monatlich in Form einer Aufwandsentschädigung ausbezahlt. 
  • Auf Wunsch der Stipendiat*in kann, wenn notwendig, auch eine geringfügige Anstellung für diese sechs Monate erfolgen.
  • Zusätzlich können bis zu 500 Euro an Reisespesen und oder anderen Aufwandsersatz, wie beispielsweise Material- oder Fahrtkosten verrechnet werden.
  • Die Beirät*innen des Recherchefonds stehen für Recherchefragen und Feedbackgespräche zur Verfügung.

Die Stipendiat*innen

Klima & Klasse 

Johanna Hirzberger

ist mehrfach ausgezeichnet (ua. mit dem Ö1 Feature Nachwuchspreis, dem Prälat-Leopold-Ungar-Anerkennungspreis und dem Journalismus Nachwuchspreis FHWien WKW) und als freie Journalistin tätig.

Der Gegenstand ihrer Recherche war das Zusammenspiel von Klasse und Klima. Dazu hat sie Anhand von Gesprächen und Interviews mit Jugendlichen im ländlichen Raum in fünf Bundesländern den Zusammenhang zwischen Klassismus und der Klimakrise ausgearbeitet. Am Ende soll eine konkrete Perspektive entstehen, wie eine gesamtgesellschaftliche Lösung aussehen kann. Denn so Hirzberger: “Dieser Beitrag möchte die Stimmen und Lebensrealitäten von Betroffenen sichtbar machen und darüber hinaus gehen. Es geht darum aufzuzeigen wie Kapitalismus und Klassismus und der Klimawandel zusammenspielen.

Berufliche Tätigkeiten ua. für Radio Ö1, Radio Radieschen, Meins ORFeins, SPIEGEL TV GmbH, Börsenstudio n-tv Nachrichtenfernsehen, „Galileo“ ProSiebenSat1 TV Deutschland, ORF2 „Diskussionen“ und Antenne Steiermark.

Veröffentlichung im Rahmen eines Ö1 Radiokolleg

Unter dem Titel “Raus aus der Klimabubble” wurde die Recherchen von Johanna Hirzberger in einem vierteiligen Radiokolleg im Jänner 2023 veröffentlicht. Johanna Hirzberger sprach für ihre Recherche mit jungen Erwachsenen der Arbeiter:innen-Schicht, die im ländlichen Raum leben über ihre Haltung zum Klimadiskurs und was sie bräuchten, um daran teilhaben zu wollen. Dabei wurden Mythen und Ablenkungsstrategien entlarvt und Wege in eine sozialgerechte Bewältigung der Klimakrise aufgezeigt.

Das Treiben der Mafia in Österreich

Sandro Mattioli

ist investigativer Journalist, Mafia-Experte und Vorsitzender von mafianeindanke. Seine Mafia Reportagen wurden bisher ua. vom Stern, ARD, Bayerischen Rundfunk, Süddeutschen Zeitung und ARTE veröffentlicht.

Sein Recherchethema waren die Aktivitäten der italienischen Mafia in Österreich und wie italienische Clans in Österreich ansässige Finanzgesellschaften für ihre Zwecke nutzen. Dabei werden Umsätze in Höhe von mehreren Milliarden Euro erreicht.

Veröffentlichungen im Rahmen einer Reportage für den FALTER & seinem Buch „Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt“

In seinem neuen Buch „Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt“ hat sich der Journalist Sandro Mattioli auf den Weg gemacht, um die große Gefahr zu ergründen, die von Mafiaclans in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeht. Aus zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen, Mafia-Aussteigern, Polizisten und Staatsanwälten weiß der Journalist und Mafia-Experte, dass die Mafiosi das „ahnungslose Deutschland“ als ihre Beute sehen und längst begonnen haben, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gezielt zu unterwandern.

Ein enger Weggefährte und Freund Mattiolis wurde dabei Luigi Bonaventura, ein ehemaliger Clan-Boss der derzeit mächtigsten Mafia: der kalabrischen ‘ndrangheta. Heute sagt der Ex-Mafioso als Kronzeuge gegen seine einstigen Partner aus. Von diesem Kampf, von einer unglaublichen Freundschaft und davon, wie er die Mafia an Orten fand, wo niemand sie vermuten würde, erzählt Mattioli in diesem augenöffnenden Buch.

Wie Italiens Mafia in Österreich gute Geschäfte mit Sportwetten macht, hat Sandra Mattioli zudem in einer ausführlichen Reportage beschrieben, die Anfang April 2024 in der Stadtzeitung Falter veröffentlicht wurde.

Denn der schwach regulierte Markt für Glücksspiel im Internet dient auch in Österreich als Einfallstor für das organisierte Verbrechen.

Der Beirat des COMÚN Recherchefonds

Magdalena Baran-Szoltys

ist Literatur- und Kulturwissenschafterin & forscht als Stipendiatin des FWF in ihrem Postdoc-Projekt zu Ungleichheiten & Transformation an der Universität Wien.

Eugen Freund

ist Journalist, war u.a. Auslandskorrespondent und Büroleiter des ORF in Washington DC und Moderator der ZiB. Von 2014 bis 2019 war er Mitglied des Europäischen Parlaments.

Ines Schwerdtner

ist Chefredakteurin des deutschsprachigen Jacobin Magazins, Co-Host des Podcasts halbzehn.fm, Politanalystin und Autorin.

Arne Semsrott

arbeitet bei der Open Knowledge Foundation, ist Projektleiter von FragDenStaat.de, im Vorstand von LobbyControl & im Beirat des Whistleblower-Netzwerks.

Notwendige Unterlagen für Bewerber*innen zum COMÚN Recherchestipendium

  • Lebenslauf 
  • Leseproben (zwei bis drei aussagekräftige Beiträge)
  • Umriss und Begründung des Recherchethemas
  • Kurzes Konzept (Abriss auf ein bis maximal zwei Seiten)
  • Zeitplan für die Erstellung des Werkes

Kriterien für den Erhalt des Stipendiums

  • Das Recherchethema muss mit den Stiftungsgrundsätzen und dem Stiftungszweck von COMÚN entsprechen. Das Recherchethema soll einen sozialen und ökologischen Bezug haben.
  • Das Recherchethema sollte eine besonders relevante, interessante oder neue These oder Frage verfolgen und bisher medial wenig bearbeitet wurde.
  • Recherchen im Ausland werden nur gefördert, wenn die Recherche vor Ort begründet ist und die Recherche einen Bezug zu Österreich aufweist.
  • Das Konzept sollte den originären Ansatz und einen investigativen Charakter des Recherchevorhabens erkennen lassen. 

Bewerbungen bitte an: [email protected]